Schwäbische Zeitung, 4. Oktober 2022
Schwäbische Zeitung, 4. Oktober 2022
Von Helmut Voith
Beim festlichen Konzert zur Einweihung der renovierten Orgel war die Schlosskirche an diesem stürmischen späten Sonntagnachmittag so voll, dass einige Besucher nur von oben zusehen und vor allem zuhören konnten.
Zu Beginn bedankte sich der Orgelbauer Thomas Gaida, der mit vielen seiner Mitarbeiter angereist war, für die gute Zusammenarbeit während der langen Arbeitsphase.
Die Sonne zeigte sich wieder, zauberte helle Flecken auf die Wände, ließ die zum Erntedankfest stimmig geschmückte barocke Kirche in bestem Licht erscheinen. Man spürte die Spannung, nachdem sich der international renommierte Organist Stefan Engels aus Dallas an den Orgeltisch gesetzt hatte.
Mächtige Töne füllten den Raum, zeigten, dass die Erweiterung ein völlig neues Klangerlebnis bescherte. Auf dem Programm standen Komponisten von Bach bis zu Charles Tournemire und Sigfrid Karg-Elert aus dem letzten Jahrhundert. Die Vorführung präsentierte die Möglichkeiten der um verschiedene gebrauchte Register aus verschiedenen Ländern erweiterten Orgel.
Und all das verbunden mit modernster Technik. Sie soll zu späteren Zeitpunkten vorgeführt werden. Ob mächtige Töne den Raum füllten, mühelos das Geläut um 18 Uhr übertönten oder filigrane Töne die Ohren spitzen ließen, es war einfach beeindruckend. Einerseits die Wucht der Töne, andererseits die Durchsichtigkeit des Klanggemäldes, nicht nur an den zarten, leisen Stellen.
Auch KMD Sönke Wittnebel war begeistert, hatte er die neue Orgel noch nie in der mit so vielen Menschen gefüllten Kirche erleben dürfen. Für das Konzert war der Spieltisch mitten in den Raum geschoben worden, für den Gottesdienst in die Nähe des Altars.
„Die Orgel kann klagen und weinen, jubeln und jauchzen“, hatte Codekan Reimar Krauß seine Begrüßung der Besucher des Festgottesdienstes begonnen. „Jetzt können wir uns die Schlosskirche in völlig neuer Weise als Klangraum erschließen und genießen“, hatte schon die Einladung versprochen.
Prälatin Wulz aus Ulm begann: „Große Freude an der Schlosskirche, und große Erleichterung. Auch wenn noch ein paar Kabel zu sehen sind, so ist doch schon zu hören, was werden sollte und von dem Sie schon lange geträumt hatten: ein Klangerlebnis der besonderen Art“.
In den Mittelpunkt ihrer Predigt hatte sie den Psalm 150 gestellt, der zum Gotteslob auffordere. „Die Aufgabe einer Orgel ist es, uns eine Ahnung von Gotteslob ins Herz zu legen und uns alle zum Singen zu bringen.“ In die Predigt integriert war die Vertonung des 150. Psalms von Caesar Franck, gesungen von Singenden der Kantorei, dem Gospelchor und dem Jugendchor an der Schlosskirche unter der Leitung vom KMD Sönke Wittnebel, an der Orgel begleitet von Marlon Schätzle.