In den letzten Arbeitsphasen vor Ort sind die Orgelbauer gut vorangekommen. Beruhigend, dass in Zeiten vieler coronabedingter Stagnationen, der Orgelbau in der Schlosskirche immer mehr Gestalt annimmt!
Die letzten Wochen waren zunächst geprägt durch den Einbau weiterer Register und Intonationsarbeiten an ihnen. Und da gibt es immer wieder einmal einzelne Pfeifen aus der bisherigen Orgel, die dem hohen Anspruch von Thomas Gaida nicht entsprechen wollen.
Das Kegelladensystem, das die Orgelbauer in der Werkstatt benutzen, ist relativ unkompliziert. Mit dem Schleifladensystem aber, das sich in der bisherigen Orgel weitgehendst vorfindet, kommt es nicht selten zu unerwünschten Nebengeräuschen. Die Suche nach der/den Ursache/n kann sich hinziehen.
Nichtsdestoweniger stehen inzwischen schon eine ganze Reihe von Registern in der Hauptorgel auf der Orgelempore, und zwar im Pedal, dem Schwellwerk und dem Hauptwerk.
Ich hatte inzwischen häufig Gelegenheit, die Register für mich allein zu spielen und ihren ganz neuen Klang auf mich wirken zu lassen. Es ist wirklich alles wie neu, klingt edler und weicher und berührt mich. Faszinierend auch, dass mit neuen Schaltungen die selben Register nun zusätzlich ganz verschiedene neue Charaktere ergeben können, je nachdem, ob entweder zugleich ihre Oberoktave zum Mitklingen eingeschaltet wird oder ihre Unteroktav, oder auch beide zugleich. Es kann sogar ihre Normallage abgeschaltet werden! Sehr wahrscheinlich werden auch Sie fasziniert sein, wenn Sie diese verblüffenden Klang-Phänomene hören.
Die Tuba fascinosa wurde in Holland als Unikat ganz neu und nach Maßen von Thomas Gaida extra für die Schlosskirche gebaut. Es ist ein so genanntes „Zungenregister“ und gibt einen gravitätischen Bassklang und der, besonders als Fundament für größere klangreichere Registrierungen, eine „faszinierende“ Wirkung haben wird.
Aufgrund vom Umsetzen großer Pfeifen und dem Einbau der Tuba fascinosa sind Pfeifen des Principal 16‘ zu lang und mussten „gekröpft“ werden. D. h. durchschnittlich einen halben Meter von oben wurden die Pfeifen in einem Winkel neu angesetzt, so dass sie im alten Gehäuse Platz finden.
Dieses verblüffende Verfahren hat erstaunlicher Weise keine Auswirkungen auf die Tonhöhe oder die Klangcharakteristik.
Herr Dr. Eberhard Rostan hat begonnen, einzelne Pfeifen der Register zu fotografieren. Zusammen mit detaillierten Beschreibungen des jeweiligen Registers soll daraus nach und nach eine Dokumentation des gesamten Registerbestandes entstehen.
Gerade auch diejenigen von Ihnen, die eine Pfeifen- oder eine Registerpatenschaft eingegangen sind, können dann musterhaft eine Pfeife anschauen und Daten über das Register nachlesen.
Aber auch andere Interessierte haben dadurch Zugriff auf eine Wissensquelle „unserer“ Weigle-Gaida-Orgel.
Gern danke ich wieder Herrn Dr. Rostan für seine unermüdliche Mithilfe vielmals
und grüße Sie
Ihr Sönke Wittnebel