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Weiter trotz Corona!

Stand der Orgelrenovierung
im Herbst 2020

In den letzten Arbeitsphasen vor Ort sind die Orgelbauer gut vorangekommen. Beruhigend, dass in Zeiten vieler coronabedingter Stagnationen, der Orgelbau in der Schlosskirche immer mehr Gestalt annimmt!

Die letzten Wochen waren zunächst geprägt durch den Einbau weiterer Register und Intonationsarbeiten an ihnen. Und da gibt es immer wieder einmal einzelne Pfeifen aus der bisherigen Orgel, die dem hohen Anspruch von Thomas Gaida nicht entsprechen wollen.

Das Kegelladensystem, das die Orgelbauer in der Werkstatt benutzen, ist relativ unkompliziert. Mit dem Schleifladensystem aber, das sich in der bisherigen Orgel weitgehendst vorfindet, kommt es nicht selten zu unerwünschten Nebengeräuschen. Die Suche nach der/den Ursache/n kann sich hinziehen.

Nichtsdestoweniger stehen inzwischen schon eine ganze Reihe von Registern in der Hauptorgel auf der Orgelempore, und zwar im Pedal, dem Schwellwerk und dem Hauptwerk.

„Pfeifenwald“ im Hauptwerk mit vielen „gedeckten“ Registern - zu erkennen an den rote Filzen, die die „Stimm-Hüte“ halten - bzw. Deckeln, in denen aufgelötete Rohre anderen Obertönen zum Klingen verhelfen und damit den Klang aufhellen (vergleiche dazu die Einzelpfeife des „Lieblich gedeckt“ weiter unten)

Ich hatte inzwischen häufig Gelegenheit, die Register für mich allein zu spielen und ihren ganz neuen Klang auf mich wirken zu lassen. Es ist wirklich alles wie neu, klingt edler und weicher und berührt mich. Faszinierend auch, dass mit neuen Schaltungen die selben Register nun zusätzlich ganz verschiedene neue Charaktere ergeben können, je nachdem, ob entweder zugleich ihre Oberoktave zum Mitklingen eingeschaltet wird oder ihre Unteroktav, oder auch beide zugleich. Es kann sogar ihre Normallage abgeschaltet werden! Sehr wahrscheinlich werden auch Sie fasziniert sein, wenn Sie diese verblüffenden Klang-Phänomene hören.

Im Pedalwerk mit Gemshornbass 16‘-Pfeifen und OBM Simon Heubach beim Einbau.
Im Pedalwerk mit Gemshornbass 16‘-Pfeifen und OBM Simon Heubach beim Einbau.

Die Tuba fascinosa wurde in Holland als Unikat ganz neu und nach Maßen von Thomas Gaida extra für die Schlosskirche gebaut. Es ist ein so genanntes „Zungenregister“ und gibt einen gravitätischen Bassklang und der, besonders als Fundament für größere klangreichere Registrierungen, eine „faszinierende“ Wirkung haben wird.

Einige Tuba-fascinosa-Schallbecher sind hier vor dem Einbau unten auf Kirchenbänken zwischengelagert. Die längste Pfeife ist immerhin zirka 5 Meter lang!
Kegelladen-Technik der Tuba fascinosa auf dem Emporenboden. In der nächsten „Etage“ sieht man die quaderförmigen so genannten Pfeifen-„Füße“ - an der Vorderseite mit schwarzer Belederung. Darüber erkennt man die so genannten „Nüsse“, in deren Innerem - hier verborgen - die tonerzeugenden „Zungen“ zu finden sind und außen die herausragenden so genannten „Krücken“, mit denen die Stimmung erfolgt. Darüber stehen die unteren Teile der Schallbecher, die auf dem vorigen Bild noch im Kirchenschiff separat auf den Bänken gelegen waren, mit hier unten noch geringem Umfang.
Als obere „Etage“ der Tuba fascinosa sieht man hier die Schallbecher weiter nach oben ragen. Aufgrund ihrer Länge lassen sie sich aber nicht in voller Pracht auf das Foto „bannen“.

Aufgrund vom Umsetzen großer Pfeifen und dem Einbau der Tuba fascinosa sind Pfeifen des Principal 16‘ zu lang und mussten „gekröpft“ werden. D. h. durchschnittlich einen halben Meter von oben wurden die Pfeifen in einem Winkel neu angesetzt, so dass sie im alten Gehäuse Platz finden.

Dieses verblüffende Verfahren hat erstaunlicher Weise keine Auswirkungen auf die Tonhöhe oder die Klangcharakteristik.

Einige Principal-16‘-Pfeifen (Principal major), die aufgrund des größeren Platzbedarfes nachträglich „gekröpft“ wurden.

Herr Dr. Eberhard Rostan hat begonnen, einzelne Pfeifen der Register zu fotografieren. Zusammen mit detaillierten Beschreibungen des jeweiligen Registers soll daraus nach und nach eine Dokumentation des gesamten Registerbestandes entstehen.

Gerade auch diejenigen von Ihnen, die eine Pfeifen- oder eine Registerpatenschaft eingegangen sind, können dann musterhaft eine Pfeife anschauen und Daten über das Register nachlesen.

Aber auch andere Interessierte haben dadurch Zugriff auf eine Wissensquelle „unserer“ Weigle-Gaida-Orgel.

Eine einzelne gedeckte Pfeife vom „Lieblich Gedeckt“ oben mit charakteristischem „Hut“ und rotem Filz. 
Zum Größenvergleich: Das gelbliche hochformatige Blatt in DIN A4-Größe 
wird auch bei allen anderen Pfeifen als Maßvergleich in der selben Größe verwendet.
Eine einzelne gedeckte Pfeife vom „Lieblich Gedeckt“ oben mit charakteristischem „Hut“ und rotem Filz. Zum Größenvergleich: Das gelbliche hochformatige Blatt in DIN A4-Größe wird auch bei allen anderen Pfeifen als Maßvergleich in der selben Größe verwendet.

Gern danke ich wieder Herrn Dr. Rostan für seine unermüdliche Mithilfe vielmals
und grüße Sie

Ihr  Sönke Wittnebel